Die Innere Medizin verlangt wie kaum ein anderes medizinisches Teilgebiet eine gesamte Betrachtungsweise des
Patienten. Fast ausnahmslos entstehen Krankheiten durch äußere schädliche Einflüsse wie z.B. durch Bakterien,
Viren, Toxine, usw. und innerer Einflüsse (Resistenzschwächen). Daher ist es hilfreich, den gesunden Organismus
als vernetztes und stabiles Regelsystem zu betrachten und Krankheit als Störung in diesem System
aufzufassen.
Der physiologische Zustand ist dadurch charakterisiert, daß der Organismus ständig in der Lage ist, sich an
veränderliche Bedingungen unter Konstanthaltung lebenswichtiger innerer „Betriebsgrößen“ (Homöostase und
Regulation) anzupassen. Ein kompensierter Zustand ist dann gegeben, wenn Störungen in einem Organ/ Gewebe durch
Mehrleistung eines anderen Organs so ausgeglichen werden, daß lebenswichtige „Betriebsgrößen“ weiterhin konstant
gehalten werden. Z. B. wird eine Blutarmut (Anämie) zu Beginn durch eine Mehrleistung des Herzens ausgeglichen.
Dies geht so lange gut, bis eine Erschöpfung der Kompensationsmechanismen (hier das Herz) erreicht sind und das
Herz ebenfalls erkrankt. Der pathologische Zustand ist dadurch charakterisiert, daß bestimmte Funktionen nicht
mehr den Anforderungen gerecht werden können. Zwischen physiologischen und pathologischen Zuständen bestehen
fließende Übergänge. Der Organismus ist stets bestrebt, die elementaren Lebensabläufe konstant zu halten. So
müssen z. B. Herz-Kreislauf-System, Atmungssystem und Blutstatus immer überwacht und gegebenenfalls vom Körper
sofort reguliert werden. Andernfalls entstehen im Organsimus bereits kurzfristig massive Schäden.